Thursday, August 24, 2006



Hi,
hier kommt nun mein zweiter Bericht. Ich bin jetzt seit knapp 2 Wochen schon in meinem Placement auf der Suedinsel. Aber erstmal der Reihe nach: Am Ende des Camps in Tauranga hatte ich Fahrstunde und es ist schon sehr komisch, sich an die anderen Verkehrsregeln zu gewoehnen. Z.B. muss man, bevor man in den Kreisel einfaehrt, blinken, in welche Richtung man wieder rausfahren will und leider gibt es hier auch kaum Verkehrsschilder bezueglich der Vorfahrtsregelungen. Sehr komisch ist auch, dass der Blinker auf der anderen Seite ist, weswegen jeder beim ersten Abbiegen die Scheibenwischer angemacht hat;)
Am Samstag, den 12.08. war unser Camp leider zu ende und ich muss sagen, es hat sehr viel spass gemacht. Am Morgen wurden Irene, aus Oesterreich; Jaana, aus Finnland, und ich zum Flughafen gebracht, weil wir zu dritt in unserem Placement sind. Beim Flughafen kam dann der erste Schock, weil das Handgepaeck viel kleiner sein muss, als bei internationalen Fluegen, aber zum Glueck musste ich dafuer nichts bezahlen, auch wenn es gut 15 kg Uebergewicht waren. Von Tauranga ging unser Flug zuerst nach Wellington und dann nach Christchurch. Dort war eindeutig Winter, was man von Tauranga nicht sagen konnte. Am Flughafen hat uns ein riesiges Empfangskommando von Cholmondeley Children's Home begruesst. Drei Transporter voller Kinder, die eigentlich sehr nett aussahen, sodass ich mich schon freute, dass die Arbeit wohl doch nicht so hart wuerde, wie ich es zuerst befuerchtete. Als ich dann versuchte, mich mit den Kindern waehrend der Fahrt zu unterhalten, merkte ich ganz schnell, dass die Bewohner der Suedinsel einen viel schlimmer Akzent haben, als die Nordinsulaner. Ich habe sogut wie nichts verstanden.
Das Children's Home ist direkt an einer Bucht am Pazifik und auch direkt an den Bergen, wobei die etwas hoeheren Bergen sicherlich 20 km weit weg sind. Die ersten Tage hier hatten wir frei und die Zeit haben wir natuerlich genutzt, um die Umgebung zu erkunden. In diesem Oertchen Governor's Bay gibt es nichts nuetztliches, abgesehen von einem Pub. Spazieren gehen kann man nur entlang der Kueste, was zwar ganz schoen ist, aber innerhalb der letzten 2 Wochen, die ich schon hier bin, bin ich unzaehlige Male dort entlang gegangen oder gejoggt und es wird nicht interessanter. Andere Wege zum spazieren gehen gibt es leider nicht. Ansonsten sind wir einmal wandern gegangen auf den Berg, an dem der Ort liegt. Sehr matschig, aber es war eine tolle Aussicht.
Die Sonne hat eine wahnsinnige Kraft und wenn sie scheint, ist es richtig warm, aber wehe, es kommen Wolken, dann wird innerhalb von Sekunden (und ich meine Sekunden) richtig kalt. Knapp ueber 0 Grad ist dann Standard.
In den Bergen liegt Schnee, auch dort, wo wir wandern waren, und die Schneefallgrenze liegt vielleicht bei 200 m. Es sieht schon sehr schoen aus, wenn man morgens aufsteht, auf den Bergen liegt Schnee, das Meer ist ganz ruhig und genau zwischen den Bergen, zwischen denen man auf's offene Meer hinausschauen kann, geht die Sonne knallrot auf. Leider muss man diese harmonische Stimmung beenden, weil die Kinder um kurz nach sieben geweckt werden muessen.
Ich arbeite hier im Schichtbetrieb, also entweder von 7:00 bis 15:30 oder von 13:30 bis 21:00. Beide Schichten sind hart und endlos lang. Man stelle sich ungefaehr 25 Kinder vor, wie sie im Fernsehen bei der Supernanny zu sehen sind. Sehr anstrengend und vorallem veraendern sie ihre Art staendig. Mal sind sie friedlich und dann koennen sie fuer Stunden unausstehlich werden. Das einzig Gute ist, dass sie zwischen 3 und 12 Jahren alt sind und somit koerperlich noch zu kontrollieren sind. Leider ist es fuer mich schwierig, sie anzumeckern oder zu bestrafen, weil meine Englischkenntnisse teilweise zu gering sind und ich nicht weiss, welche Strafen es wofuer gibt. Wir haben hier naemlich bis heute keine Einweisung bekommen und werden auch keine bekommen. Wir werden schon sehr komisch behandelt.
In den letzten Tagen hat sich ein Virus unter den Kindern ausgebreitet und da ich arbeiten musste, habe ich ihn natuerlich auch bekommen, allerdings habe ich ein schlechteres Immunsystem, weil ich es nicht gewohnt bin, in zugigen Haeusern bei hoechstens 15 Grad zu schlafen. Mein Rachen war stark entzuendet und ich hatte hohes Fieber ueber laengere Zeit. Und was soll man machen, wenn man Fieber hat? Nicht ins Bett legen und schwitzen, sondern sich ein T-Shirt anziehen und frieren bis der Koerper ausgekuehlt ist. Dazu gibt es noch viel zu viel Paracetamol und andere Antibiotika. Aber wenigstens einmal wollte ich diese merkwuerdige Heilungsmethode ausprobieren. Mal schaun, ob sie wirkt, im Moment bin ich zumindest noch krank.
Dieser Bericht ist leider nicht so erfreulich gewesen, wie der erste, aber ich hoffe, dass sich das Leben hier noch aendert und ich wieder Schoeneres berichten kann.
Falls mir jemand auf die traditionelle Art schreiben moechte, hier ist meine Adresse:
Tobias Guenter
c/o Cholmondeley Children's Home
Governors Bay
Lyttelton RD 1
P.O. Box 12276
Christchurch, NZ

Tuesday, August 08, 2006


Kia Ora!!!
Viele Gruesse von der anderen Seite der Erde. Nach zwei endlos langen Fluegen sind wir voellig uebermuedet und ohne Zeitgefuehl in Auckland gelandet. Angeblich ist hier Winter, aber man muss alles relativ sehen. Waehrend wir im T-Shirt aus dem Flughafen raus gegangen sind, kamen uns andere mit dicker Winterjacke und Muetze entgegen. Das war der letzte Tag, an dem die Sonne sich oft hat blicken lassen. Jetzt regnet es teilweise mehr als 30 Stunden durchgehend und es ist hoechstens 10 Grad warm. Aber das stoert die gute Stimmung im Camp ueberhaupt nicht.
Das Orientationcamp ist in Tauranga, einer Grossstadt an der Ostkueste der Nordinsel. Anstatt trockener Theorie etc. ueber Neuseeland und wie man sich hier verhalten soll, machen wir hauptsaechlich Ausfluege. Die Fahrten an sich dorthin ist allerdings schon eindrucksvoll. Es ist alles sehr huegelig und groesstenteils unbewohnt. Man kann es sehr gut mit dem Hobbitland aus Herr der Ringe vergleichen. Die einzigen Lebewesen, die hier in Massen existieren, sind Kuehe und noch mehr Kuehe. Schafe habe ich bisher nur wenige gesehen.
Neben dem Hobbitland gibt es auch noch viele Berghaenge, die dem Regenwald aehneln. Palme und riesige Farne, die mehrere Meter hoch sind, dazu kommen noch die kleinen und grossen Voegel, die sehr markante Schreie haben, wie z.B. der Kea.
Gestern waren wir in Rotorua (die meisten Staedte und Fluesse haben maorische Namen). Als erstes waren wir natuerlich nicht etwas besichtigen, sondern Sommerrodeln, allerdings musste man selber lenken und es macht viel mehr Spass als in Deutschland, weil es viel schneller und gefaehrlicher ist. So etwas ist typisch neuseelaendisch. No risk, no fun. Und die Neuseelaender haben solche Attraktionen ohne Ende. Danach haben wir uns Geysiere, mud pools und andere geothermischen Dinge angeschaut. Sehr interessant und seeehr nass. Gegen Wasser von allen Seiten kann man sich einfach nicht schuetzen. Am Abend waren wir zu Gast bei einem Maori-Stamm. Da es schon gegen 17:30 dunkel wird, war alles im Dunkeln und dadurch noch realistischer. Wir wurden durch einen Wald (vergleichbar mit einem Regenwald) gefuehrt und man hat ab und zu gehoert, wie sich die Maoris irgendwo angeschlichen haben, um uns zu erschrecken. Anschliessend wurden wir zu ihrem Dorf gefuehrt, das absolut realistisch wirkte. Dort wurden wir in einer langen Zeremonie als ihre Gaeste aufgenommen. Die maorischen Taenze und der Gesang sind uebrigens sehr eindrucksvoll und toll. Der beste Tanz war der Haka (=Feueratem), ein wardance, mit dem der Gegner beeindruckt werden soll. Die Grimasse dabei (ausgestreckte Zunge und grosse Augen, so gross, wie wir es garnicht koennen) soll dem Gegner sagen: You are delicious! Danach gab es maorisches Essen, auf traditionelle Weise zubereitet.
Viele der Fruechte und anderen essbaren Dinge, die es gab und die ich schon probiert habe, gibt es garnicht in Europa. Trotzdem ist das meiste sehr lecker.
Demnaechst werde ich mehr berichten, vorallem darueber, wie es hier so aussieht. Aber jetzt werden wir auf einen Berg wandern und anschliessend schwimmen gehen.

Viele Gruesse

P.S.: Das Wasser dreht sich hier nicht anders herum!!!