Eigentlich gibt es nicht viel zu berichten, aber mein Gewissen hat mich letztendlich doch dazu gezwungen, nach einigen Wochen mal wieder etwas von mir hoeren zu lassen.
Die Kinder sind nach wie vor anstrengend und ich verstehe die Logik der meisten Kinder immer noch nicht. Heute koennen sie sich wie normale Kinder verhalten und morgen sind sie der absolute Schocker oder aber sie entscheiden sich innerhalb von Sekunden um (wirklich Sekunden). Zum Glueck sind sie bei Ausfluegen immer halbwegs normal. Letzte Woche sind wir mit der gesamten Truppe zu einem Maedcheninternat in Christchurch gefahren und da musste ich feststellen, wie arm Cholmondeley Children's Home ist. Das Internat verfuegt ueber neueste Technik (elektronisch, aber auch bautechnisch) und andere luxurioese Austattung, wie Tennisplaetze und grossem Schwimmbad. Das Mensaessen dort war um Welten besser als das Futter, das wir hier bekommen. In unserem Heim gibt es keine kulinarische Vielfalt, abgesehen davon, dass man Toast mit allem kombinieren kann: Wurst, Nudelsuppe, Spaghetti... . Manchmal frage ich mich echt, warum das Budget so niedrig ist. Die Gebuehren, die die Eltern zahlen muessen, sind auf alle Faelle zu niedrig und wenn der Staat diese Einrichtung als wichtig ansieht, muesste er die Unterstuetzung erhoehen.
Nun ja, ich sollte mich mal nicht zu sehr ueber Cholmondeley beschweren, immerhin ist die Lage schoen. Christchurch ist in der Naehe und der Strand ist auch nur einige Minuten entfernt. Heute morgen sind wir auf den Berg hier in Governors Bay gewandert und die Alpacas und Schafe sind immer lustig anzuschauen. Die Alpacas gucken nur misstrauisch und die Schafe, besonders die Laemmer, auch wenn sie mittlerweile schon ein ganzes Stueck gewachsen sind, wissen nicht so recht, ob sie weglaufen sollen oder nicht. So habe ich es geschafft, mich auf einige Schrittlaengen an ein Schaf heranzupirschen.
Nach diesem recht langweiligen, uninteressanten Teil, kommt nun der spannende Bericht vom letzten Wochenende:
Am Freitag habe ich erfahren, dass ich am Nachmittag nicht arbeiten muss, angeblich hatte mir das Management das schon vorher mit geteilt, aber das hat es garantiert nicht. Aber ich will mich nicht mit den Unfaehigkeiten in diesem Betrieb aufhalten. Das Wochenende hatten wir (die 4 Volunteers) sowieso frei bekommen und so fingen wir Freitagnachmittag an zu ueberlegen, was wir mit der freien Zeit anfangen koennten.
Nach kurzer Zeit stand fest, wir fahren in den Urlaub. Eine halbe Stunde spaeter war ein Auto gemietet, alle Unterkuenfte gebucht, die Rucksaecke gepackt und der Trip konnte beginnen. Am Abend sind wir in Hanmer Springs (2 Std. noerdlich von Christchurch) angekommen. Ein kleiner Ort am Rand der Alpen, der beruehmt fuer sein Thermalbad ist, das wir am naechsten Morgen sogleich ausprobiert haben. Alles freiluft und unter Palmen mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Das Wasser war mir allerdings etwas zu heiss mit seinen 36 bis 40 Grad. Abgesehen davon und vom salzigen, schwefligen Geschmack war es aber eine sehr relaxende Erholung. Der Sonnenbrand zeigte sein wahres Gesicht erst einige Stunden spaeter (bloedes Ozonloch, man verbrennt sich staendig, auch wenn man Sonnencreme benutzt, und brauner werde ich irgendwie nicht mehr). Ein wunderschoenes, waermendes Rot. Am Nachmittag sind wir dann Richtung Westkueste weitergefahren. Die Berge sind malerisch und die Region ist einfach menschleer. Nach 1 1/2 Stunden Autofahrt haben wir naechste Dorf sehen koennen, wobei ein Dorf immer nur eine Ansammlung einiger Haeuser und meist einer Tankstelle ist. Die Westkueste war regnerisch, aber trotzdem interessant, weil die Vegetation absolut verschieden ist. Regenwald soweit das Auge reicht und es ist sogar offiziell ein subtropischer Regenwald. Unsere Unterkunft war in Greymouth, eine etwas groesserer Ort fuer neuseelandische Verhaeltnisse ;)
Am naechsten Morgen haben wir uns zu einem Hoehlentrip entschlossen. Allerdings ist soetwas nicht so kommerzialisiert wie in Europa. Wir mussten mehrere Schichten Kleidung und darueber einen Neoprenanzug anziehen, sowie einen Helm mit Lampe aufsetzen. Nach einem halbstuendigen Marsch durch den Regenwald in voller Montur erreichten wir den Eingang der Hoehle, eine Oeffnung im Berg, in der der Bach verschwand. Also stiefelten wir in diesem 5-7 Grad kalten Wasser in die Hoehle, wobei klettern ein besserer Ausdruck ist. Die Hoehle war absolut unveraendert, sodass wie eine Hoehlenerforschung wirkte. Das Wasser sammelte sich teilweise in Mulden und normalerweise konnte man auch einfach dort langgehen, aber einige Mulden waren metertiefe Loecher und so machte ich die eisige Erfahrung eines ungeplanten Tauchgangs. Die Hoehlendecke war ueberfuellt mit blauen Gluehwuermchen und in der absoluten Finsternis wirkten sie wie der Sternenhimmel. Waehrend des Wegs in die knapp 2 km lange Hoehle mussten wir teilweise durch enge Abschnitte kriechen, die so gross waren, dass ein normaler Mensch gerade durchpasst. Am Ende eines unterirdischen Sees hatten wir eine Pause mit warmen Kakao. Nach den 3 Stunden Hoehlenerkundung hatten wir die Moeglichkeit, eine natuerliche Wasserrutsche, sprich ein schleimiges Flussbett, 30m hinunter zu rutschen. Natuerlich war auch diese nicht prepariert, sodass ein Grossteil des Endes eine hohe Kante war, von der man mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit hinunterfaellt. Wenn man dort runterfaellt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass man ohne Steissbeinbruch oder anderen Bruechen davon kommt. In einem kleineren Abschnitt war die Kante nicht so hoch und der Bereich sollte auch das eigentliche Ziel sein.
Todesmutig habe ich mich als einziger gewagt, diese hydroslide auszuprobieren. (Die anderen wurden anschliessend als chicken bezeichnet (feige Huehner ;p)) Gluecklicherweise gehoerte ich zu den anderen 50%, die nicht von der hohen Kante fielen, sodass ich nur mit blauen Flecken und einem gehoerigen Adrenalinkick davongekommen bin.
Ein toller Ausflug, der sehr zu empfehlen ist. Das war auch fast das einzige, was wir an der Westkueste unternommen haben. Es war einfach zu regnerisch und stuermisch. Das Meer war zwar eindrucksvoll mit den min. 3 Meter hohen Wellen und dem Strand, an dem man recht leicht Jade (Greenstone) finden konnte, aber der Weg nach Arthur's Pass war dann doch verlockender. Arthur's Pass ist der hoechste Ort in Neuseeland mitten in den Alpen. Dort blieben wir von Sonntag bis Dienstag und es hat nicht wirklich aufgehoert zu regnen. Es regnet dort 4500mm/Jahr, verglichen mit 600mm in Christchurch. Am Montag konnten wir uns zu einer laengeren Wanderung ueberwinden, die uns durch den Regenwald entlang einiger Wasserfaelle (der hoechste 138m) fuehrte. Zwei Keas leisteten uns fuer kurze Zeit Gesellschaft. Keas sind Papageien, die nur in den Alpen der Suedinsel Neuseelands vorkommen. Zum unserem Glueck waren sie absolut nicht scheu, sondern sehr interessiert.
Die restliche Zeit verbrachten wir vor dem Kamin mit lesen oder den Wolken beim abregnen zuschauen. Am Dienstag sank die Schneefallgrenze rapide von 2500m auf unter 1000m und auf unserem Weg zurueck hat es sogar geschneit.
Am Donnerstag hatten wir auch Schnee auf Mt Herbert, einem Berg, ca. 10km von hier. Schnee Mitte November (Mitte Mai in Europa) in 700m Hoehe ist schon merkwuerdig, besonders, weil wir heute wieder ueber 20 Grad hatten.
Das war auch schon wieder mein Bericht ueber meine Erlebnisse. Morgen werde ich wahrscheinlich mit ein paar Freunden zum Strand fahren und wellenreiten ausprobieren, auch wenn die Wellen morgen wahrscheinlich nicht besonders gross sein werden.