Wednesday, December 13, 2006

Nun ist mein erstes Placement schon fast vorrueber, aber so schnell werden mich die Neuseelaender sicherlich nicht los. Immerhin sind es noch gute 7 Monate von 11,5 :)
Als eine wunderschoene Ueberleitung vom letzten Bericht moechte ich das Surfen aufgreifen. Die Wellen waren tatsaechlich nicht toll und die 14 Grad Wassertemperatur konnten mich auch nicht sonderlich aufheitern. Dank des Teilkoerperneoprenanzugs (tolles Wort ;p ) habe ich es dann doch eine halbe Stunde ausgehalten und auch das ein oder andere Mal einige Meter stehend auf dem Surfboard zurueckgelegt. Vor zwei Wochen habe ich mich zum 2. Mal in die Fluten gestuerzt und den Wellen den Kampf angesagt. Die Bedingungen waren ungefaehr die gleichen, auch wenn das Wasser diesmal ein oder zwei Grad waermer war (Man bedenke, dass nur gute 300 km suedlich von hier ein paar Eisberge vor der Kueste Richtung Norden treibe.). Die Wellen waren diesmal viel groesser und besser, sodass ich mich ueber meine Faehigkeiten selbst wundern musste. Es fehlen natuerlich noch etliche Trainingseinheiten bis ich ein Profi bin, aber vielleicht hat die Nordinsel bessere Bedingungen bezueglich der antarktischen Wassertemperatur. Meine Fuesse waren erst nach einer Stunde wieder voll funktionsfaehig und in ihrer urspruenglichen Farbe.
Dank der Vorweihnachtszeit und des sich allmaehlich durchsetzenden Sommers gefaellt mir dieses Land immer mehr. In Cholmondeley (meine Arbeit) hatten wir am 25.11. die Westpac Trust Christmas Party, eine Weihnachtsfeier fuer die beduerftigen Familien dieser Region. Gesponsert durch viele lokale Firmen gab es massenhaft Essen, Unterhaltungsprogramm und Geschenke fuer die Kinder. Das Leuchten der Kinderaugen erfreut einen doch sehr, aber wenn man bedenkt, dass diese Geschenke meist das einzige sind, was die Kinder zu Weihnachten bekommen, ist die Freude doch nicht so gross.
Am selbigen Abend war Christmas in the Park in Christchurch, eine tolle Massenveranstaltung, die unbedingt auch in Deutschland stattfinden sollte. Im North Hagley Park hatten sich ueber 100.000 Besucher zum Picknicken niedergelassen und es ist beeindruckend, wie edel ein Picknick sein kann. Wein (natuerlich in echten Weinglaesern), Baguette, Kuchen... verteilt ueber die Decke und umringt von Leuten aller Generationen in ihren Liegestuehlen. Dummerweise hatte ich mich dazu bereit erklaert, Weihnachtsmuetzen (im Sommer, aber am Abend wurde es dann doch kaelter) und Knickleuchten zur Unterstuetzung der Jugendarbeit in Christchurch zu verkaufen. Ein Picknick waere schoen gewesen, aber der Verkauf hat auch spass gemacht, weil die neuseelaendische Moral, wie schon oft geschrieben, sehr anders ist und fuer einen guten Zweck zahlen viele auch gerne den ueberteuerten Preis von $ 5 . Nirgends ein Murren oder andere Aeusserungen schlechter Laune. Und wenn jemand Zweifel hatte, ob er etwas kaufen sollte, hat ein kurzer Schnack meist gut geholfen. Am Ende des Abends blinkte es ueberall im Park und jedes Blinken bedeutete, wir hatten $ 5 verdient ;) Auf der Buehne gaben irgendwelche beruehmte, neuseelaendische Musiker ihr Bestes und zum Abschluss gab es ein riesiges Feuerwerk mit passender Begleitmusik. Einfach unbeschreibbar dieser Abend und das Beste war: Die gesamte Veranstaltung war kostenlos, weil Coca-Cola den Grossteil gesponsert hat!
Nach diesem Arbeitsmarathon am Samstag (gute 12 Stunden) hatten wir am Sonntag Enchanted Garden in Cholmondeley, also wieder Extra-Arbeit. Enchanted Garden war ein Tag der offenen Tuer unter dem Motto des verzauberten Gartens im Sinne Shakespeares. Das Gelaende war mit Feen und Schmetterlingen geschmueckt, es gab einen Geschichtenerzaehler, lebendige Feen und andere Attraktionen fuer die Besucher. Eine gelungene Veranstaltung und puenktlich zum Ende kam das heftigste Gewitter, das ich hier bisher gesehen habe. Somit war auch alles ziemlich schnell aufgeraeumt und die Kinder waren drinnen und wollten zum ersten Mal freiwillig in die Duschen. Kein Gezeter und sinnloses Diskutieren, das im Endeffekt doch dazu fuehrt, dass sich jeder duschen muss.
Das darauffolgende Wochenende war ich wie oben beschrieben, das zweite Mal Surfen und am Morgen Mountainbiken. Christchurch hat echt alles, was man so braucht um die Freizeit auszufuellen. Es gibt spezielle Mountainbiketracks und unser Track, gute 15 km, fuehrte durch einen leicht huegeligen Kiefernwald. Es war wirklich nur ein Pfad und man musste sich stark darauf konzentrieren, dass die Baeume nicht zu nahe kommen.
Letztes Wochenende habe ich mich wieder aufs Rad geschwungen und bin diesmal entlang der Kueste nach Lyttelton und anschliessend ueber den Pass nach Sumner (Christchurchs wahrscheinlich bester Stadtteil) gefahren. Keine 2 Std. fuer knappe 20 km hoert sich langsam an, aber die Berge sind nicht zu unterschaetzen, besonders, wenn noch andere Personen mitradeln. Am Ende eines Anstiegs gibt es aber immer die Belohnung: Downhill und wer bremst, verliert! Ich moechte mir nicht vorstellen, was passiert, wenn man bei der Geschwindigkeit einen Unfall hat.
Hoffentlich komme ich nochmal dazu, eine laengere Radtour zu uebernehmen. Eine Rundtour via Lyttelton, Sumner, Christchurch city und Dyer's Pass zurueck nach Governors Bay, wahrscheinlich 50 km und um die 900 Hoehenmeter, ist meine Wunschroute, allerdings brauche ich dafuer einen freien Tag und Bewoelkung, weil ich ansonsten erstens nicht genug zeit haette und zweitens nach 5 Std. Sonne wahrscheinlich eine Hauttransplantation auf meinen Armen braeuchte, weil radfahren dazu fuehrt, dass die Arme im perfekten Winkel zur Sonne stehen und auch die staerkste Sonnencreme nicht laenger als 2 Std. pralle Sonne haelt (auf meinen Armen). Zur Veranschaulichung der Sonnenintensitaet ein kleines Beispiel: Mein ungebraeunter Bauch braucht ungefaehr 15 Min. ohne Sonnencreme um einen Sonnenbrand zu bekommen, meine gut gebraeunten Arme (und ich meine, wirklich gut gebraeunt, Frankreichurlaube sind nichts dagegen) brauchen ungefaehr 5 Std. ohne Sonnencreme, allerdings bei normalen Taetigkeiten in praller Sonne (Radfahren ist somit ausgeschlossen, weil der Winkel steiler als normal ist.).
Am letzten Samstag sind wir entlang der Kueste und der Weinanbaugebiete nach Norden gefahren, auf der vergeblichen Suche nach einem sonnigen Strand. [Die neuseelaendischen Weine, die ich bisher getestet habe, sind nicht so gut wie europaeische, weil sie am Anfang wie Wasser schmecken, anschliessend allmaehlich in einen starken Wein uebergehen,obwohl ich nicht von Charakter sprechen wuerde und nach dem Schlucken einen zu intensiven Nachgeschmack ausbreiten. Ohne den anfaenglichen waessrigen und den starken abschliessenden Geschmack, waere er nicht schlecht.] Sonnenschein haben wir leider nicht gefunden, stattdessen aber tolle Sandstraende mit meterhohen Wellen; interessante Felsformationen (die Cathedral Cliffs), und zum ersten Mal einen Seeloewen, allerdings leider skelletiert. Delfine, Wale und Pinguine haben sich hier leider immer noch nicht blicken lassen. Aber spaetestens in 2 Wochen werde ich einige Seeloewen sehen, weil dann mein Sommerurlaub begonnen haben wird.
Falls ihr euch meine Region vom Satelliten aus mal angeschaut habt, dann konntet ihr eine Insel in unserem Bay sehen. Am Sonntag haben wir die Faehre zu dieser Insel, Quail Island, genommen und alles erkundet. Wunderschoene Sandstraende und ein alter Schiffsfriedhof. Die Insel wurde vor einigen Jahrzehnten als Karantaeneinsel fuer Neuankoemmlinge sowie insbesondere Lebrakranke verwendet. Mittlerweile ist sie Naherholungsgebiet und Heimat fuer einheimische Tiere. Ich habe sogar vier Wachteln (quails) gesehen.
Gestern war der erste zu warme Sommertag und wir sind mit den Kindern ins Freibad gegangen. Es ist zwar nur ein kleines Freibad, aber dafuer nur fuenf Min. zu Fuss von hier und eine Jahreskarte kostet nur $ 60 (ca. 30 Euro) fuer die Familie oder z.B. Cholmondeley, weil man nur den Schluessel kaufen muss. 30 Grad Lufttemperatur im Schatten + neuseelaendische Sonne sind einfach perfekt um einige Runden im Freibad zu schwimmen, auch wenn ich immer einige Kinder an mir haengen hatte, die mich als ihr Boot angesehen haben. Irgendjemand neidisch, dass ich im Dezember ins Freibad schwimmen gehen kann? ;p
Am Abend hatten wir das Cholmondeley-Weihnachtsdinner, zu dem auch Sponsoren eingeladen waren. Fuer die 60 Gaeste hat unsere Koechin und einige Helfer zwei Tage lang in der Kueche gezaubert und am Ende kam das beste Dinner heraus, das ich hier bisher gesehen habe. Keine geschmacklosen Toast/Wurst-Kombinationen, sondern ein Prachtmahl mit Truthahn, Rind, Lamm, Huhn, sowie drei verschiedene Kartoffelsorten und diverses Gemuese. Zum Nachtisch ein Viertelquadratmeter christmas cake neuseelaendischer Art, Kaesekuchen, Toertchen, apple pie, Puddings und natuerlich Pavlova, typisch neuseelaendisch, gemacht aus Eiweiss, Zucker und ein bisschen Obst. Es gibt keine bessere Kalorienbombe und vorallem keine leckerere. Yum!!!
Fuer die naechsten Wochen ist mein Terminkalender schon gut gefuellt:
Am kommenden Montag ist mein letzter Arbeitstag, Donnerstag ist eine Abschieds- und Weihnachtsfeier fuer alle staffmembers und Freitagmorgen, 7 am, sitze ich im Flieger nach Rotorua auf der Nordinsel. Am Samstag werde ich beim 21. Geburtstag einer Freundin in Taupo sein. Der 21. Geburtstag hat hier eine starke Tradition und es werden viele peinliche Reden gehalten. Es gibt zwar keinen Grund, den 21. besonders gross zu feiern, aber Tradition ist Tradition, wahrscheinlich aus Amerika oder England uebernommen. Am 25.12. ist endlich Weihnachten und ich werde in Tauranga mit einigen anderen Exchangees bei meiner Mentorin feiern. Am 27.12. starten wir zu acht in unseren Reisemonat und werden Neuseeland, besonders die Suedinsel erkunden. Somit habe ich 6 Wochen Urlaub, bis mein naechstes Placement Anfang Februar beginnt. Sommerferien sind was tolles, besonders, wenn man sie zweimal in einem Jahr haben kann ;p
Ich wuensche euch allen frohe Weihnachten und ein gutes, neues Jahr 2007! Ich werde Weihnachten am Abend und Feuerwerke an Silvester vermissen.